… und ich möchte das gerne mit Euch teilen. Das ich ein Event-Verrückter bin – weiß ich. Das ich auch ein ziemlicher Fanboy bin – weiß ich auch. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich nach einem Konzert so positiv überrascht war (wobei überrascht eigentlich das falsche Wort ist), dass ich noch Tage später immer wieder anfange in Erinnerungen zu schwelgen. Jetzt werden sich einige denken: ‚Steven, alles klar. Aber was war denn mit Rammstein dieses Jahr, oder mit Thees Uhlmann, oder mit Metallica?‘ Ihr habt Recht, so eine Aussage zu treffen ist für mich schon sehr schwer. Ich gehe ja deswegen zu Konzerten, weil ich die Musik und die Menschen dahinter schätze und live einfach immer geiler ist. Eine Abstufung ist für mich daher sehr schwierig. Aber das Konzert von Kummer (Felix Brummer, Frontmann von Kraftklub) im Freiheiz werde ich in den besten Erinnerungen behalten. Das ich riesiger Kraftklub-Fan bin und das auch schon seit über acht Jahren – ist bekannt -, deswegen interessierte mich umso mehr, was wirklich hinter dem Soloprojekt von Felix Brummer steckt. Schon die erste Single „9010“ hatte ich mich komplett gepackt, auch aufgrund meiner Vergangenheit und meinen Erfahrungen im Osten Deutschlands nach der Wende. Dieses Album spricht so viele Themen an, die Freunde in München oder woanders gar nicht kennen oder nicht verstehen. Doch für mich ist vieles von den Songtexten Teil meines Lebens.
Durch glückliche Umstände konnte ich noch zwei Tickets ergattern, dementsprechend glücklich war ich. Je näher das Konzert kam, desto aufgeregter wurde ich. Denn weder bin ich großer Rap-Fan, noch wusste ich vorher, wie Felix solo performt – doch das dann veröffentlichte Album war – nach Peter Fox‘ Soloprojekt „Stadtaffe“ und Herbert Grönemeyers „Mensch“ – das beste Album überhaupt. Auch diese Aussage fällt mir sehr schwer, denn auch die Alben von Thees, Rammstein, den Ärzten oder den Hosen sind Weltklasse. Der Unterschied ist hierbei die Anzahl der Songs auf den Platten, die mich begeistern. Bei diesen drei Alben funktioniert für mich jeder einzelne Song, bei anderen Alben ist das nicht immer der Fall.
Das Konzert fand in kleiner, intimer Atmosphäre statt, was ich großartig finde und was viel mehr von großen Bands wahrgenommen werden sollte. Die Akustik und die Nähe sind etwas ganz Besonderes. Ich konnte von Arbeit aus zur Halle laufen, wo ich mich dann mit Sandra traf und erstmal anstehen musste. Drinnen angekommen holte ich mir erstmal das Tourshirt von der diesjährigen Tour. Dann gingen wir in die Halle und positionierten uns mittig neben dem Mischpult. Die Vorsängerin war leider nicht so mein Fall, aber ich muss ja auch nicht alles gut finden ;). Kurz vor Neun ging es dann los.
Zum Intro von „Nicht die Musik“ wurden die Nebelmaschinen angeschmissen und das Strobolicht angemacht. Plötzlich stand er da irgendwo im Nebel versteckt und begann zu singen. Was für ein Moment, das Publikum war direkt am komplett ausrasten. Dann kam „9010“ und für mich eines der tollsten Lieder vom Kummer-Album. Ich bin ein großer Fan von Konzerten, wo die Künstler sie selbst sind und viel mit dem Publikum interagieren. Felix kann das hervorragend und mit einzigartigen Witz und Charme. Zusätzlich zu allen Songs vom neuen Album gestellten sich einige Kraftklub-Songs – neu arrangiert. Durch die Energie im Raum war das gesamte Konzert so packend, wie ich es selten erlebt habe, vielleicht vergleichbar mit Von Wegen Lisbeth in der TonHalle und Rammstein in Polen.
Der Abschluss war dann mein persönliches Highlight. Ich habe fest damit gerechnet das entweder „Bei Dir“ oder „9010“ der letzte Song ist. „9010“ wurde als zweites Lied gespielt und „Bei Dir“ als vorletztes. Deswegen hat es mich umso mehr gefreut, dass mein Lieblingslied „Der Rest meines Lebens“ mit Max Raabe (er war leider nicht live da) der krönende Abschluss war. Dann war Schluss und man sah Felix an, dass er vor der Tour selbst nicht wusste, wie es sein wird alleine auf der Bühne zu stehen und wie das Publikum seine neue Musik annimmt. Also in München ging jeder Besucher mit einem fetten Grinsen und einem sehr guten Gefühl nach Hause.
Ein persönliches Highlight für mich war die Licht-und Nebelshow. Denn durch Nebel und Strobolicht war fast jedes Handyvideo für die Mülltonne. Was genau freut mich daran? Ich habe dieses Plädoyer schon hundertfach gehalten und werde nicht müde es weiter zu machen: Lasst Eure Handys in den Hosentaschen und genießt das Konzert. Jedes Konzert ist für den Moment gemacht und nicht für eure Speicherkarten oder Youtube.
Zum Schluss möchte ich die Chance nutzen Euch sowohl das Kummer-Album nahezulegen und auch die Tour zu empfehlen. Lasst Euch auf die Musik und die Texte ein und ihr werdet feststellen das es auch guten Rap mit großartigen Texten gibt. Ich werde auf jeden Fall alles daran setzen, noch mindestens ein Konzert von Kummer mitzunehmen, bevor es mit Kraftklub weitergeht.